Besondere Aufmerksamkeit bekommt die Aktie zum einen aufgrund ihres besonderen Emittenten. Schließlich gibt es nur wenige andere Notenbanken, die eigene Aktien emittieren (so z.B. Griechenland oder Südafrika) und sicherlich wäre es auch eher merkwürdig, Aktien von der EZB oder Federal Reserve zu halten. Die SNB hingegen hat Aktien begeben. Ein anderer Grund, warum die Aktie derart in den Vordergrund rückt, ist die zuletzt sehr gute Performance.

Die Schweizerische Nationalbank agiert wie eine klassische Notenbank und ist somit keineswegs mit einem klassischen Aktieninvestment in z.B. Industrieunternehmen vergleichbar. Vielmehr kann man eine Anlage in der SNB als Anleiheinvestment verstehen, denn die Insolvenzrisiken sind deutlich anders einzustufen.

Das folgende Chartbild zeigt vorab jedoch auf, wie sich der Aktienkurs der Schweizerischen Nationalbank zuletzt entwickelt hat.

Nach einer rasanten Rallye von 1.500 CHF bis über 4.725 CHF bis Mitte September, ging es genauso schnell bergab. Derzeit notiert das Papier bei 3.280 CHF (Euro = 2.862) und ist damit weiterhin nichts für Schnäppchenjäger. Diese merkwürdige Konstellation ist auf einige unterschiedliche Merkmale zurückzuführen.

Zum einen ist der free-float des mit derzeit 325 Mio. CHF kapitalisierten Vehikels mit unter 1/3 eher gering, sodass bei großer Aufmerksamkeit auch geringe Geldflüsse bereits für ordentliche Sprünge sorgen können. Dies sollte auch in Zukunft der Fall sein. Große Aktionäre sind beispielsweise die jeweiligen Kantone in Bern, Zürich, St. Gallen oder Vaud, die jeweils zwischen 3-7% halten. Auch die UBS, Credit Suisse und Zürcher Kantonalbank als Schweizer Häuser sind mit 0,5-1% an „ihrer“ Zentralbank engagiert.

Großaktionär ist laut Bloomberg jedoch weiterhin Theo Siegert, welcher 6.75% der ausstehenden Aktien hält. Der deutsche Privatinvestor und Unternehmer ist bereits langfristig dabei und hat auch aufgrund der Milliardenverluste durch Devisenkäufe nicht zurückgeschreckt.

Wo liegen bei der SNB jedoch die besonderen Merkmale, die Anleger beachten sollten?

Die Aktie wird keinesfalls wie eine klassische Aktie behandelt und ist daher auch nicht vergleichbar mit der Kursentwicklung anderer Banken oder dem SMI Index (Schweizer Aktienindex). Viele Experten gehen hingegen davon aus, dass die SNB mittlerweile wie eine Anleihe mit super sicherem Risiko (vergleichbar mit Staatsanleihen) gehandelt wird. Derzeit schüttet die Zentralbank ca. 15 CHF aus, was einer Dividendenrendite von 0,46% entspricht. Aktuell kämpft die SNB gegen einen abwertenden Schweizer Franken (z.B. -7,2% gegen den Euro seit April). Dieser Mechanismus erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erhöhten Dividendenauszahlung, die von Anlegern hier ähnlich gespielt werden könnte, wie der Kupon einer Anleihe.

Das massive „Gelddrucken“ um Einfluss auf Wirtschaft und vor allem Währung zu nehmen (zu Beginn des Jahres gegen eine Aufwertung) führte auch dazu, dass die SNB mittlerweile für über 80 Mrd. US$ Aktien hält. So beispielsweise allein über 2 Mrd. US$ in Apple. Sehr erstaunlich, wie ich persönlich finde, dass eine Notenbank ihre Devisenreserven derart dynamisch in Aktien anlegt, was aber natürlich auch der anhaltenden Niedrigzinslandschaft geschuldet ist. Dahingehend agieren die Schweizer sehr lösungsorientiert, wie jeder Anleger auch, nach den Aspekten Sicherheit, Liquidität und Rendite. Ob es positiv ist, dass ein solches Organ dermaßen stark engagiert ist und dadurch nicht auch Klumpenrisiken entstehen können, da die SNB natürlich immer weiter munter Geld drucken kann, dürfte bei nüchterner Betrachtung schon nahezu als pervers einzustufen sein.

Um die Handlungen der SNB zu verstehen hilft ein kurzer Blick auf die Historie:

  • Die Finanzkrise in den Jahren 2007-2009 führte dazu, dass die SNB mit Interventionen am Devisenmarkt eingriff, da die Schweiz in einer unsicheren Zeit als sicherer Hafen gesehen wurde und der Franken deutlich aufwertete.
  • Griechenland löste 2011 eine ähnliche Welle aus, worauf die SNB 1,20 Franken je Euro festsetzte.
  • Nachdem der Euro im Zuge der Staatsschuldenkrise ausgehend von Griechenland auch Spanien, Portugal, Irland und Italien vereinnahmte, hob man diese Bindung auf und der Franken wertete massiv auf. Die SNB musste wieder intervenieren, hauptsächlich um den Franken auf einem stabilen Niveau zu halten und die Volatilität herauszunehmen.

Unterm Strich sollten Privatanleger bei der Aktie allerdings die üblichen Vorgehensweisen ausblenden. Der Titel ist weniger als Aktie, mehr jedoch als Anleihe zu verstehen, die derzeit immerhin noch 0,46%, in Zukunft vielleicht sogar mehr an Dividende ausschüttet. Die Staatsanleihen als absolut sicherer Hafen notieren hingegen deutlich im Minus und auch die SNB selbst hat ihren Einlagenzinssatz auf -0,75% verringert.

Die Aktie ist alles in allem eher etwas für Anleger, die das Risiko nicht scheuen, eine exotische Struktur mit der Lizenz zum Gelddrucken suchen, die gleichzeitig jedoch in einem sicheren Hafen und unspektakulärem Land unterwegs ist. Auch wenn man sich für die Aktie eher weniger interessiert, ist -was den Anlagebereich angeht (und so sehe ich es)- die Story und auch die Bilanz der SNB, sowie die dazugehörige Entwicklung umso spannender. Ein Blick ist die Story daher allemal wert.

Ihr Andreas Meyer

Quellen: Bloomberg, Morningstar, SNB

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